Der werbliche Overkill bringt uns immer mehr dazu, für Werbebotschaften nicht mehr empfänglich zu sein. Ich habe letztens den bemerkenswerten Satz gelesen: „Wir Verbraucher sind immer weniger bereit, Politikern, Stars, Posts und Werbung unsere Aufmerksamkeit zu schenken.“ Eine Erkenntnis, die man auch auf sich selbst anwenden kann. Man lernt allmählich, dass die täglichen neuen Säue, die durchs Dorf getrieben werden, auch langweilen können. Vor allem, wenn sie einander immer mehr gleichen. Dieses Problem hat auch die Werbung, deren „Likes“ sich in Verkaufszahlen ausdrücken muss.
Der werbliche Overkill oder das Übersättigungssyndrom.
Von anfänglich 650 bis 850 Werbebotschaften täglich vor dem Start der privaten Sender in den 1980ern hat sich die tägliche Werbeflut mindestens verzehnfacht. Fachleute gehen von mittlerweile mehr als 10.000 Werbemessages aus, die uns täglich erreichen. Manche sogar von 13.000.
Ganz zu schweigen von der „personalisierten Werbung“ – also der nachfassenden Werbung, wenn man mal ein bestimmtes Produkt gesucht hat. 75% der Deutschen empfinden diese Art von Werbung als nervig (Ogury „The Reality Report“ 2019).
Die Psychologie spricht aber von „Werbeblindheit“ schon ab 3000 Kontakten pro Tag. Was nichts anderes bedeutet als, dass sie „in das eine Ohr hineingeht uns aus dem anderen Ohr wieder heraus“. Konkret ausgedrückt:
Nur 2% der Botschaften haben die Chance, von den Zielgruppen wahrgenommen zu werden. Nur 0.004% aller Informationen erreichen das Bewusstsein der Zielgruppen. (Quelle: M&C Saatchi Digital at ADC).
Auch deshalb versucht Werbung immer penetranter zu werden. Vor allem Online. Der Konsument als werbliches Stalkingopfer: „Wir denken, dass auch folgendes Produkt für Sie interessant sein könnte:“.
Mit steifen Beinen schießt man keine Tore. Das, was Werbung heute braucht: Mut.
Wir brauchen nicht die Werbung, die am lautesten ist. Sondern die, die anders ist. Intelligenter. Witziger. Werbung, die ein Momentum hat. Dazu braucht es Kreativität, Mut und “thinking out of the box”! Nur wer anders auftritt, bekommt die Aufmerksamkeit, die er sich wünscht. Es lohnt sich, darüber einmal nachzudenken. Und dann zu hande